Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Samstag, 10. Januar 2015
Zehn (Ruine)

Lange sind alle Stimmen verstummt,
der Wind feilt noch am Echo.
Disteln blauen am Kalk. Im Kabuff
hockt verschreckt der Raum
mit einem Fuß halb im Freien.
Jetzt liegt ein weiter
Horizont quer in der Tür, und der Wald
steht auf der Schwelle mit Zapfen
und Harz. Durch das Dach
stürzt der Himmel mit Geklirr
in den Herd. Bis in den kleinsten
Winkel kostet das Licht
seine Freiheit aus. Was vom Dunkel bleibt,
frißt mit Bedacht ein knorriger Uhu.
Norden und Süden geben einander
im Hoftor die Hand. Wo der Treppenabsatz
endet, beginnt das Stockwerk der Wolken.
Vogelaugen brechen sich
in einer Spiegelscherbe. Die Wände
haben sich alle zur Wand
gedreht. Schließt man dem Wind
die Tür, ist er immer schon drin.
Regen wohnt jetzt im Keller,
gleich neben einer greisen
Erinnerung an trippelnden Kinderschritt.
Hier ist keine Heimstatt mehr
für Spinnen, die Asseln
sind schon mit dem Silber
geflohen. Kein Geist wohnt mehr unter
der verwaisten Treppe, in leeren
Fensterhöhlen schießt die bunte
Ferne ins Kraut.

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Last modified: 06.02.20, 10:44
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Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 9 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 9 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 9 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 9 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 9 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 9 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 10 Jahren

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