Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Donnerstag, 19. Februar 2015
Fünfzig (schlaflos mit Flugzeugen)

Einmal war ich schlaflos. Ich lag in der Dunkelheit meines schiffgroßen Betts, grub mit dem Zeh in taubem Gestein und wackelte leise an meinen porzellankalten Zähnen, während ich den Flügen der Frachtliner lauschte, die Schleppen aus tönender Einsamkeit durch die Nacht zogen. Ich stellte mir vor, sie hätten vielleicht Träume geladen und würfen sie nun ab über dem von spärlichen Lichtern bestirnten Land tief unten. Oder womöglich brachten sie keine Träume, sondern trugen sie fort, Diebesgut, oder flogen verdächtige Nachtschriften zur Zensur, gesellschaftschädliche Visionen einer künftig insgesamt abzuschaffenden Nacht. Oder vielleicht träumte ich schon und war in einem Traum, in dem Träume gestohlen oder zensiert werden. Über der Frage, ob mein Traum nun gestohlen war oder nicht, ob es überhaupt möglich sei, einen entwendeten oder der Zensur zum Opfer gefallenen Traum zu träumen, wachte ich auf. Im großen Buch des Morgens dann waren alle Seiten blank.

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Last modified: 06.02.20, 10:44
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Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 10 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 10 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 10 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 10 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 10 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 10 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 10 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 10 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 10 Jahren

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