Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Montag, 10. August 2015
Zweihundertzweiundzwanzig (Reiher)

Wie ein greiser Anwalt vor
den mächtigen
Akten eines schwierigen
Falles starrt
der Reiher in den Strom

Geduldig und tückisch sucht
er nach der Lücke im Text
des Lichts, wo

das Wasser sein dunkles
Geheimnis verbirgt

Mit der Klaue unter den
Federn hält er Beweisstücke
fest

denkt mit strenger Stirn
Hieroglyphen aus Mondlicht
ans die Leinwand der Hügel

Noch in der Dämmerung harrt
er aus, in steifes Blau gekleidet,
bis sein Buckel
mit den Ufersteinen verschmilzt

In seinen Träumen berührt
er manchmal mit den Schwingen
die Ränder der Dunkelheit, und

die Nacht schlägt Wellen
um seinen befreiten Leib

Nie hat ihn
ein Angestellter, nie
der Gerichtsdiener so
fliegen sehen

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Last modified: 06.02.20, 10:44
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Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 9 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 9 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 9 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 9 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 9 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 9 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 10 Jahren

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