Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Donnerstag, 7. Mai 2015
Hundertsiebenundzwanzig (Provinz)

Sie schwanken wie Halme bei jedem
Anfahren, bei jedem Bremsen,
sie schwanken, als trügen sie
schwer unter ihren Blicken, verbissen
damit beschäftigt, nur Leute zu sein.
Jeder einen Sack Nasen im Gepäck, Gesichter
wie gechlossene Briefschlitze.

Sich anklammernd an die
Haltestangen wie an Käfigstäbe,
starren sie hinaus ins Land,
wie auf etwas,
das sie gerne noch
verhindert hätten.

Draußen gibt es nach allen
Seiten nur eine einzige Richtung.
Erleichtert legen sie beim Aussteigen
ihr Gesicht wieder auf, stopfen sich schnell
eine Portion Wind in die Tasche, lachen
darüber, daß sie wieder sie selbst sind.

Spärlich die Ortsschilder.
Zu Boden blickend wie Büßer,
tragen sie ihren Namen
wie eine Sünde vor sich her.

Ein Spielplatz denkt an Kindertage
zurück. Wind aus den Tiefen
der Hecken läßt die Schaukel
schwingen. Die rostige Wippe
zählt Regentropfen.

Noch ein Halt unter freiem
Himmel, wo nur ein Feldweg wartet.
Die Haltestellen wollen
endlich mitgenommen werden. Äcker
drängen sich um einen
trockenen Unterstand. An einem
Zaun bleibt ein Fetzen
Gegend hängen im nächsten Sturm.

... Link (1 Kommentar) ... Comment


Online for 3639 days
Last modified: 06.02.20, 10:44
Status
Sie sind nicht angemeldet
Main Menu
Suche
Calendar
Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 9 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 9 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 9 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 9 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 9 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 9 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 10 Jahren

RSS feed

Made with Antville
Helma Object Publisher