Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Freitag, 24. Juli 2015
Zweihundertfünf (Weide ohne Ziegen, Waldorf)

Aufgebrochenes Licht. Die Lüfte
hallen wie offne Fenster hinter
grauen Gardinen.

Die Weide wie ein leerer
Orchestergraben voller Pulte. Glöckchen
als Zeichen in der Partitur des Windes, Wildwuchs

von Sonne in Pappeln. An den Zäunen
wuchert das jenseitige
Feld. Blaues Draußen sickert
zwischen den Pfählen ein.

Das Gras aufgeschossen über
geduldigen Dingen, die Mulde
verfüllt mit Schattengiebeln.
Der Wind schmeckt nach Kreide.

Manchmal bewegt sich ein
Schatten am Grund, als suche
er nach euren Hufen. Kein Halt
den Masken am Weidenstamm.

Kiesel, verborgen an der Wurzel von
Halmen, argwöhnisch blinkend
gelb punktiert wie die verwilderten
Augen, als wärt
ihr aus euren Blicken ausgewandert.

Ist es ein Horn, das die Wurzel
nachbildet? Der Stacheldraht
treibt Fellartiges aus.

Ihr versteckt euch hinter euren
Bärten,
das Gras aber wächst und wächst
und streckt sich euren lang
verschwundenen Mäulern nach.

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Last modified: 06.02.20, 10:44
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Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 9 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 9 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 9 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 9 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 9 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 9 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 10 Jahren

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