Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Dienstag, 27. Oktober 2015
Dreihundert (Die Dame im See. Ein Versuch)

Es liegt an verborgener Stelle
ein Weiher mit gräulicher Welle
von Schilfgras die Wand
umschlingt seinen Rand,
der Mond küßt silbern die Schwelle.

Ein Fräulein wohl wohnt in den Binsen.
Es leuchtet der Mond in ihr Grinsen.
Der Liebste ist tot,
Wahn, Kummer und Not
aus bleichem Antlitze linsen.

Ein Ritter gejagt wird seit Wochen,
er hätt seinen Bruder erstochen.
Der liebt seine Dame,
drum rast er vor Grame,
war sie doch ihm schon versprochen.

Ein Ritter sein Fräulein wohl küßte.
Der Bruder die Dame erkieste.
Der findet die zwei,
umschlungen im Heu.
Und flieht nach dem Mord in die Wüste.

Ein Ritter gelockt ward zum Weiher
von lieblicher Jungfrau im Schleier.
Er folgt ihr ins Naß,
es schließt sich das Gras,
aufraget das Schilf wie Gemäuer.

Ein Fischer am Teich hält die Leine,
da ist ihm, als ob jemand weine.
Er spitzet das Ohr,
es schluchzet im Rohr,
doch findt er im Schilf nur Gebeine.

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Last modified: 06.02.20, 10:44
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Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 9 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 9 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 9 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 9 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 9 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 9 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 10 Jahren

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