Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Dienstag, 15. September 2015
Zweihundertachtundfünfzig (Morgen mit Kinderfüßen)

zu klein in den schuhen
am ärmel den winzigen
stern

als noch ganz nahe
der nacht und dem pelz

als noch gemeinsame
haut mit dem dunkel

noch näher dem traum frisch
geschlüpft aus den büchern selber
ein märchen

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Montag, 14. September 2015
Zweihundertsiebenundfünfzig (Abend in Dersdrof, Bahnhof)

Kronen der Winden am Zaun, der Schotter schraubt sich zu Strecken.
     Müde vom fliehenden Blau rostet die Ferne am Gleis.

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Sonntag, 13. September 2015
Zweihundertsechsundfünfzig (Ende)

Die Kerze sammelt fleißig Dämmerungen
das Fenster atmet Autos in die Lungen
kein Mond, wie sehr die Fenstersimse recken.
vergeblich harrt die Letter, steigt aus Decken,
lichtwärts gezwungen.

In Silben schwebt der Morgen, flieht die Stunde,
und Rosen wissen aus den Märchen Kunde.
Wohin? Die Liebe blieb in Büchern haften.
Im Spiegel, den die Verse uns verschafften,
sind wir bezwungen.

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Samstag, 12. September 2015
Zweihundertfünfundfünfzig (Leer)

Kaffee am Gaumen. Wie Asche die Vögel. An trauriger Wange
     scheidet sich Morgen von Nacht. Unbenutzt fröstelt das Bett.

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Freitag, 11. September 2015
Zweihundertvierundfünfzig (Sonnenblumen)

Sie nicken ihre schweren
Köpfe bis unter den
wuchernden Horizont

Wie Kinderblicke, die
nach Innen schlafen gehen

Sticken, bevor
das Gartentor sich schließt,
der Dämmerung Falter aufs
schwebende Kissen

Parabolisches Schwingen im
Nachtkreis. Letzte
Vogelortung

Reisende durch mondlose
Nächte, zuviel
Gepäck fürs Exil

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Donnerstag, 10. September 2015
Zweihundertdreiundfünfzig (K.s Garten)

Ich halte deine Hände voller Gärten,
in Augen schlittern Wolken übers Deck,
du nennst der Aster keinen höhern Zweck,
dein Mund ist fruchtvoll unter Mispelbärten.

So freundlich ist dein immergrünes Walten
daß Quappen in den Märchenspiegel schwimmen.
In Steinen wohnen, wo du pflegtest, Stimmen,
die einen Abend sanft bei Halmen halten.

So geh ich rückwärts blind zu alten Fährten,
Gedanken kommen schöner kaum vom Fleck.
Es brodeln in dem Mückenschwarm Gestalten,

die du nicht riefst, nicht wehrtest. Auf geklärten
Erinnerungen wacht ein Frosch. Im Eck
entspiegelt sich die Wärme in den Spalten.

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Mittwoch, 9. September 2015
Zweihundertzweiundfünfzig (Einsilbig)

wenn du nicht da bist
wie einhändiges Klatschen
gelingt mir der Kuß

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Dienstag, 8. September 2015
Zweihunderteinundfünfzig (Haut fernes Haus)

An Rispen, die das frühe Licht verlängern,
wie Finger, denen an der Tastung läge,
an Warzen, Schwielen, Hufen, an der Schräge
von Hüften einwärts führend hin zu engern

Gemächern, ruht die dünne Haut der Stunde:
Gefaltet in sich selbst gleich Wundertüten,
die aus sich selber weiter Wunder brüten
in roher Blüte wunderheiler Wunde.

Und da, den Schlaf von Innen auszuhöhlen,
den Traum in Trockenheiten ausgestülpt,
verwandelt, was allein im Traumesraum gelänge,

verzwirbeln sich im Tausch die Blastocoelen,
mich höhlt's, du sproßt; wächst keimend fellgegilbt
sich selbst noch unerkannt dein zartes Bocksgepränge.

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Montag, 7. September 2015
Zweihundertfünfzig (Unausgeschlafen)

Der Morgen tönt nach später
in der nackten Brachluft

Ungeachtet der Schlafschleusen
spielen die Fenstersimse
auf der Klaviatur des Dunkels

Wimpern strecken die
Fühler in den Tag. Blicke wohnen
in Zelten.
Gedanken mit Helmen

Nacht ohne Raum, fest
geschraubt auf zwitschernden
Muskrügen.

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Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 9 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 9 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 9 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 9 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 9 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 9 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 10 Jahren

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