Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Sonntag, 6. September 2015
Zweihundertneunundvierzig (Frosch)

der frosch hockt am weg
wie der prinz zwischen Spielzeug
zeigt stolz sein gedärm

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Samstag, 5. September 2015
Zweihundertachtundvierzig (Richtung)

Der Zeiger am Turm
und die Winde am Zaunpfahl
haben die selbe.

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Freitag, 4. September 2015
Zweihundertsiebenundvierzig (Kühler jetzt; die Schiffe ziehen)

Und die Buchen hieben
das Licht kahl. Letztes

Hemd übergestreift,
das die Hagebutte schloß
vor der gefetteten
Brust des Ackers

und Hufspuren ankerten
in den Buchten
biegsamer Herzziffern

und der Wald zog
den Vorhang vor, öffnete
sich lieber nach seiner größern Rück-
seite

und zwischen allen Stühlen der
Türme erblickte die
Ferne sich selbst in Eichel-
farbenen Winden

und Schiffe öffneten
lichtschartenwärts
die stummen Weg-
nähte, suchten
einen tiefwurzelnden

Urgrund zum Laichen.

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Donnerstag, 3. September 2015
Zweihundertsechsundvierzig (Morgenlied ohne Schiffe))

der stuhl im rand
des brutschattens

nachgezeichnet die
stirnende Fäul-
nis am oleanderneid

leuchtet noch was nach
den fenstern hin
fremdbrot

gegenlicht den wangen
der hebel zur
herbstsülze

im münz-
leuchten des walds das

raunen
der vögelmöbel

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Mittwoch, 2. September 2015
Zweihundertfünfundvierzig (Lore Ley)

Ich weiß nichts von dem leisen Mond. Mit zarten,
und mürben Nägeln schürfe ich die Schwinge
des Sternbilds aus der Tiefe schwarzer Scharten.
Ich bin nicht fremd, nicht nah. Ich bin nicht Haut.
Ich kann nicht sein, was sie nicht sehn, ich singe
zutage, was in Traum und Herzen braut.
Ich bin ein Blick, der hinter allen Spiegeln haust,
und bin nur, wie ich selber angeschaut,
bin, was in stummer Schiffer Augen braust,
ich seh mich wesen in den schwebendfeuchten
Laternen ihrer einsam fahlen Stirnen.
Ich seh in hellen Brunnen Goldhaar triefen,
ich seh mein eignes Staunen widerleuchten.
Ich seh mein Sein erlöschen über schwarzen Hirnen.

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Dienstag, 1. September 2015
Zweihundertvierundvierzig (Monatsanfang)

Heute bleibt einfach nichts mehr beim Alten
heute ist alles neu:
Der Monat, die Woche, sie wollen nicht halten,
sie schalten den Ersten frei.
Ja, wenn man vom neunten zum neunten nur abzählt,
beginnt auch ein neues Jahr;
Und wenn man auf tausend nur richtig den Tag wählt,
so schließt das Äon heut, das war.
Schon zappeln an Stangen die neuesten Fahnen,
das Wetter ist nicht wie zuvor.
Die Sterne ziehn links auf erneuerten Bahnen,
ein neuer Mond steigt empor.
Der Fluß bringt immer ein anderes Wasser,
der Schüler lernt Altes neu.
Die Bäume warn grün und werden nun blasser,
das Küken war gestern noch Ei.
Nichts bleibt, wie es einmal gewesen. Du Liebe,
du bleibe dir selbst immer treu.
Ich möchte dich halten im Weltengeschiebe,
ich küsse von Neuem dich scheu,
daß nichts dir den Anfang des Tages eintrübe,
und alles Neue dich freu.

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Montag, 31. August 2015
Zweihundertdreiundvierzig (Lore Ley)

Dem Wind hingehalten
Schiffswangen

Von den Loten der Vögel
sehen gelernt

Den Mond in einem bangen
Zug auf die
Spitze gedreht

Anker geworfen im gütigen
Grund deines Blicks

Aus dem sterbenden Griff
geschlüpft deine singenden
Wimpernbögen.

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Sonntag, 30. August 2015
Zweihundertzweiundvierzig (Lore Ley)

Mit nichts als
einem Sternbild,
auf die Wange
gekratzt:

Hingehalten dem haar-
losen Wind, Blicke

durchs Schlüsselloch
im Auge einer Möwe.

Und in den Steinen am
Abend kehrten
die steilen
Reime des Schiefers wieder.

Wo der Mond sich
scheitelt, warf
der Strom Anker an Klippen

Was aber stürzte, blieb für
immer als Gesang
in der blonden Luft.

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Samstag, 29. August 2015
Zweihunderteinundvierzig (Leinen los)

Das Wasser haust im Herbst, die Spiegelungen
stehn alle quer zum Strom, der Schlamm im Stiefel
drängt nach den tiefsten Lichtern unter Schiefern.

Die Kiefern suchen Halt im Rest vom Licht,
das aus den Hecken strömt. Ein Rabenvogel
setzt Punkte an den letzten Satz des Himmels.

Wie Laub die Blicke aus den Stirnen fallen,
indessen Scherenschnitte in die Pfützen brechen.
Fern überm Hag stehn Schlehen hinter Brillen.

An einem letzten Stein der Abend hängt,
ein Schiff aus Dunkelheit an Jahrestauen.
Schön flötet Rauch am Dach. Gedacht: ein Fuß,

der in die Ferne lenkt. Das Wasser haust
vorm Herbst, in tiefen Brunnenstillen.

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Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 9 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 9 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 9 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 9 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 9 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 9 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 10 Jahren

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