Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Montag, 6. April 2015
Sechsundneunzig (Wind im Gehäus)

Rücklings gewendet der Acker hängt vor dem Spülsaum an blauen
     Forsten. Am heiseren Feld krallt sich der Winter ins Gras.

Winde ruhen in Schneckenhäusern, zu Kalk wird die Stille,
     wo unterm tauben Gestirn Dunkles zur Dunkelheit wächst.

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Sonntag, 5. April 2015
Fünfundneunzig (Morgen mit Hechten)

hügel gestaffeltes blau eine
treppe fürs licht prozessionen
der Bäume hügelan

minuten fallen
auseinander ins diesseits
der wachen schnäbel
die luft so klar ein lächeln
segelt vorm wind
frühe vögel jagen der ferne
einen turm ab schwingen wie
wurfmesser

steine schnappen
im ertrinken nach licht
in der tiefe am traumverbrannten
grund das opfer wo das
tal die hechte verschlingt.

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Samstag, 4. April 2015
Vierundneunzig (Bach)

Spiegel in Schwebe von ihrerseits schwebenden Prismen gehalten.
      Träge liefert der Fluß Schicht um Schicht Himmel zu Tal.

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Freitag, 3. April 2015
Dreiundneunzig (Nachtschatten)

im steinernen dunkel
die ätzradierung
des nachtschattens

als drückte sich die stern-
bleiche form
von der rückseite her
durchs gewebe der finsternis.

ein stempel aus der werkstatt
des zwielichts. wo die nacht

auf der schmalen kante ruht.
lichthaftes balancieren zwischen
den unwuchten von zweierlei
blindheiten.

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Donnerstag, 2. April 2015
Zweiundneunzig (Weißdorn)

keusche wolkenpracht
an den zweigen des weißdorns
blühen die küsse

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Mittwoch, 1. April 2015
Einundneunzig (Melde)

Fast übersehen, so tief am Baugrund die wackere Melde:
     Unsichtbar flüchtigem Blick hebt sie zu Kränen den Kopf.

Schwebend, vom Stengel gelöst in kreiselnden Konstellationen,
     Pole, die immer sich neu ordnen wie Schriften der Luft.

Weiß, als hätte aus Gips sie gebildet die winzigen Blüten:
     Knoten, wo Weiß sich erkennt, Weiß, auferstanden in Weiß.

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Dienstag, 31. März 2015
Neunzig (Im Feld)

mitten ins feld, zu den verrückten
rebhühnern,
bekleidet mit nichts
als leuchtendem frösteln,
(goldammern wie zeltleinen
halten den himmel) --
mitten ins gehäus
des sturms, der steht
wie eine mauer um uns

liegen, eng umschlungen,
zwei Initiale der inkunablen Welt.

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Montag, 30. März 2015
Neunundachtzig (Weißdorn)

die farben gerutscht ins Tal
alles neben den linien
feucht verschmierte
glissandi von grün und blau
und hungerndem gelb
nagend am himmelstuch

in die ferne gekratzt
eine federzeichnung vom spröden
rabenflug heimkehrend
in die fremde des felds

erdwärts kleckse von nacht-
braun der falter im schattigen
pfiff der hügel aufgeplatzt

die firnisse der milden
dämmerung wo die geduld
des weißdorns gefaltet niederkommt
wie schnee in einen
stolpernden traum.

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Sonntag, 29. März 2015
Achtundachtzig (Amselschnabel)

der schatten der amsel,
dunkel wie sturm, den
die blätter in pakete einschlagen

sie glaubt, ich habe sie nicht
bemerkt von meiner warte
an der heizung am fenster

aber ich sehe das signalgelb
ihres brutalen schnabels,
der sie schlägt ans
dunkel der büsche

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Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 9 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 9 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 9 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 9 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 9 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 9 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 10 Jahren

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