Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Mittwoch, 10. Juni 2015
Hunderteinundsechzig (Morgen mit Spinne)

Ein blaugrauer Morgen, glatt und feucht
wie ein hohles Taubenei.

Ich reiße die Fenster in Placken
auf und lasse säckeweise
zirpende Luft ins Zimmer.

Nackt koche ich den Kaffee, mit nichts
als meinem verstörten Blick bekleidet
und einer frischgeschlüpften Spinne.

Gleichgültig schaut mir die Mauer gegenüber
zu mit Birkenaugen.

Der Morgen legt Haut um Haut ab.
Himmelslappen wickeln sich um Fahnenmasten.
Die Straßen seufzen im langen
Atem der Schatten.

Die Stadt räkelt sich leise.
Der Sonntag reicht bis zum Horizont.

Ich werfe die Spinne in die Sonne
vorm Haus. Mein Ohr wächst in die Windungen
der frühesten Glocken wie eine Schnecke
zurück ins Gehäuse.

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Last modified: 06.02.20, 10:44
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Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 8 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 8 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 8 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 8 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 8 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 8 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 8 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 8 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 9 Jahren

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