Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Montag, 5. Januar 2015
Fünf (Morgengrauen mit Tieren)

Der Schlaf war kurz. Ich ging
hinaus und schlüpfte
der Nacht in den langen Ärmel.

Wie ein verschütteter Tropfen
Milch stürzte der Mond
über den Himmel. Pferde
waren da auf einem frühen

Abhang, weiß und flaumig
wie ein Gedanke, der dem Schläfer
im Morgengrauen einfällt.

Als ich herantrat, sah ich: Es waren
gar keine Pferde. Es waren riesige
Schnecken. Mit den schillernden

Flügeln schlagend, erhoben sie sich
leicht in die Lüfte und
schwebten lautlos davon.

Da zog auch ein Sprung
Rehe, scheu wie Küsse, vor dem Waldsaum
vorüber. Sie achteten meiner nicht,
denn ich war es ja, der
sie träumte. Sie gingen
auf menschlichen Füßen, ich dachte

einen heimlichen Gedanken, den ich
vor mir selbst gut
verborgen wußte. Wie aber

erschrak ich, als ich sah,
daß alles, was ich nur
dachte, leuchtende Kondenstreifen
an den Himmel schrieb.
Wenn ich aber in meinem
eigenen Traum spazierenging,

wo aber war ich dann selbst? Endlich
fand ich eine spiegelnde
Pfütze und blickte hinein. Aber ich sah
mich nicht, ich schaute

auf den Scheitel eines, dessen
Blick zur Erde gerichtet war und
nach der Tiefe des Wassers ging.

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Last modified: 06.02.20, 10:44
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Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 9 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 9 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 9 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 9 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 9 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 9 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 10 Jahren

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