Dreihundertfünfundsechzig und ein Text
Sonntag, 11. Januar 2015
Elf (Eiserfey)

Unter dem Berg wohnt der Sturm.
Nachmittags kommt er
heraus und setzt seinen beschwingten
Fuß in die Täler. Der Wind zieht
das Vergessen aus dem Bach und gräbt
Stein um Stein aus dem Acker.
Er zerrt an Wegen und Stiefeln
und an Braue und Blick. Er wispert
und brüllt, daß es mir Sprache
verschlägt und Gedanken. Fahnen
lösen sich vom Mast. Dann löst
sich der Mast aus der Erde. Ein Rabe
verliert seinen Halt am Himmel.

Schon stimmt der Pfad nicht mehr,
schon flattern die Hügel an straff
gespannten Leinen. Ich ziehe
die Karte aus der Tasche, da

reißt es mir gleich das Blatt
aus den Händen, und ich kann
nur noch zusehen, wie sie
davonwirbeln, die Hügel
mitsamt den Höhenlinien, die Flüsse
und Bäche, die filzigen Wälder,
die Täler mit ihren Mühlen und
die verhedderten Wege mit
ihren Zeichen und Symbolen allesamt.
Selbst schon schwankend
greife ich mir gerade noch ein Wort
aus dem Sturm und suche Schutz
im Windschatten beharrlicher Verse.

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Last modified: 06.02.20, 10:44
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Kommentare
Über Straßenbahnfahrten schreiben kann
auch nicht jeder ... (Das heißt. Könnte auch Bus sein.)
Lakritze, vor 9 Jahren
;)
wilhelm peter, vor 9 Jahren
April, April.
Lakritze, vor 9 Jahren
wer weiss
erkennt kalendarische kontexte
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Ah, stimmt. Da war
noch eins.
Solminore, vor 9 Jahren
Oh, mehr Baugrubenverse! Schön,
Ihre Distichen.
Lakritze, vor 9 Jahren
grosse gefühle tief gegründet Aus
dem stillen Raume Aus der Erde Grund Hebt sicht wie...
wilhelm peter, vor 9 Jahren
Lesezeichen. Baugrubenlyrik kannte
ich nicht. Mag ich.
Lakritze, vor 9 Jahren
das ist sehr sehr
schön.
don papp, vor 10 Jahren

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